Botox gegen Depressionen

Dass nicht nur die Stimmung die Mimik beeinflusst, sondern umgekehrt die Gesichtsmuskulatur auch die Psyche steuert, lernt man in jedem QiGong Kurs. Dass Lächeln oder eine entspannte Stirn helfen kann, darüber lächelte aber wohl lange Zeit auch die Wissenschaft, denn wo es keine Studie gibt,  gibt es auch keine evidenzbasierten Feststellungen.

Mittlerweile haben die QiGong LehrerInnen unerwartet Schützenhilfe von seiten der Schönheitsindustrie erhalten. Bereits 2010 war eine Studie1)https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3070188/ veröffentlicht worden,  die zeigte, dass ein Botox-Spritzchen  Menschen nicht nur hübsch und blöd aussehen lässt, sondern sie durch die Behandlung gewissermaßen auch wirklich zeitweise verdummen. Probandinnen brauchten nämlich nach Botox-Behandlung rund eine Sekunde länger, um den emotionalen Gehalt von Texten zu verstehen.

Eine ähnliche Botox-Psyche-Wirkung  war dem amerikanischen Schönheitschirurgen, Eric Finzi, aufgefallen, als er bei manchen seiner Kundinnen, die sich die Stirnmuskeln zur Vermeidung von Zornfalten via Botox lähmen ließen, feststellte, dass sich auch deren Stimmung hob. Auch dies wurde durch Studien untermauert, zuletzt in den Jahren 2012 und 2013 für das Journal of Psychiatric Research.2)https://www.journalofpsychiatricresearch.com/article/S0022-3956(12)00038-6/fulltext3)https://www.journalofpsychiatricresearch.com/article/S0022-3956(13)00356-7/fulltext Der Studie zufolge ist Botox einem Antidepressivum mehr oder weniger gleichwertig, wenn nicht so gar überlegen.

2017 gab es die nächste Studie4)https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5563881/ und die hat es dann wirklich in sich. Forscher der Universität Teheran behandelten nämlich Menschen  mit stärkeren Depressionen (“Major Depression”) entweder mit Botox, oder mit einem Placebo. Die beiden Gruppen bestanden jeweils aus 7 Männern und 7 Frauen. War noch nach zwei Wochen kein wesentlicher Unterschied zu bemerken, konnte nach 6 Wochen ein ganz wesentlicher Unterschied festgestellt werden. Bei der Botox-behandelten Gruppe wurde auf dem Beck-Depressions-Inventar-Test eine Verbesserung von einem Ausgangswert von durchschnittlich 30,86 Punkten auf 19 Punkte nach 6 Wochen festgestellt. Bei der Placebo-Gruppe war nur eine geringfügige Verbesserung um durchschnittlich 3 Punkte zu verzeichnen.

Nun ist es vielleicht so, dass man sich das Zuspritzen der Stirn ja auch leisten können muss, abgesehen davon, dass aus Bakterien gewonnene Botox, bei allen sonstigen nachgewiesenen Vorzügen (Behandlung bei Augenzucken, Migräne, Krämpfen nach Schlaganfall, Blasenschwäche, übermäßiges Schwitzen) schon noch irgendwo auch ein Gift bleibt. Deswegen heißt es ja auch OnabotulinumtoxinA

Vielleicht ist es dann doch praktischer, die alte QiGong Methode anzuwenden, und ab und zu einfach  in sich hineinzulächeln. 🙂 , oder auf andere Art und Weise die Gesichtsmuskulatur zu entspannen.
Auch nicht zu vergessen: Wenn Botox quasi gleichzeitig ein wenig dümmer und glücklicher macht, sollte man da vielleicht nicht manchmal auch ins Auge fassen, seinen Intellekt zwecks Erhellung der Stimmung zu drosseln? Vielleicht hilft das ja auch.

“A man does not cry because he is sad, he is sad because he cries.”
Ein Mensch weint nicht, weil er traurig ist, er ist traurig, weil er weint.
William James (amerikanischer Psychologe und Philosoph ,1842-1910)

Bild von Mona Lisa (Leonarda da Vinci)
Das Lächeln der Mona Lisa. Vielleicht ein Schutz vor trüben Gedanken.

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