Archiv der Kategorie: Stimmung

Zitronenmelisse – gut für Laune, Lust und Libido?

Schon seit jeher findet die Zitronenmelisse “Melissa officinalis” in Europa, im Mittelmeerraum und im Nahen Osten vielseitige Anwendung.
Im Jahr 2006 erhielt sie dann auch den Ritterschlag zur “Heilpflanze des Jahres”1)https://www.apotheken-depesche.de/nachrichten/heilpflanze-des-jahres-2006/ und bereits 1988 hatte sie es zur “Arzneipflanze des Jahres”2)https://de.wikipedia.org/wiki/Arzneipflanze_des_Jahres geschafft. Auch aktuell erfreut sich die Pflanze zunehmend umtriebiger Forschungs- und Studien-Beliebtheit.

Stark gegen Angst und Unruhe

2011 führte eine internationale Forschergruppe eine Pilotstudie3)https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3230760/ an 20 Testpersonen durch (18 bis 70 Jahre alt, 6 Männer, 14 Frauen), die angegeben hatten, unter leichten, bis mittleren Angststörungen und Schlafproblemen zu leiden.

Man gab diesen Personen täglich 600mg von einem kommerziellen wässrig-alkoholischen Melissenblattauszug (standardisiert auf mindestens 7% Rosmarinsäure und 15% Hydroxyzimtsäuren). Die tägliche Dosis wurde auf zwei Kapselportionen morgens und abends aufgeteilt.

Ergebnis nach 14 Tagen: Das Gesamtempfinden von Angst war um 18%reduziert – was eine Verbesserung von einem ursprünglich leichtem bis mäßigen Angstempfinden bis zum späteren Fehlen messbarer Angst dargestellt hatte.

Ähnlich gewichtig war das Ergebnis zum Schlafverhalten. Alle Werte für Schlafstörungen waren am Ende der Studie stark reduziert. Die anfängliche Schlaflosigkeit nahm um 53%, die mittlere Schlaflosigkeit um 45% und Einschlafprobleme nahmen um 28% ab.

In anderen Worten dargestellt, sah das dann so aus:

Von den 20 Testpersonen gaben 14 an, dass ihre Symptome gänzlich beseitigt wären. 5 Personen fanden ihre Symptome deutlich reduziert und eine Person berichtete von einer lediglich geringfügigen Verbesserung.

Für eine Pflanze, die leicht zu halten ist, und deren Vorkommen weit verbreitet ist, sind das äußerst erstaunliche Ergebnisse.

Wie immer bei solchen Pilotstudien, bei denen es keine gegenübergestellten Placebo-Gruppen gibt, ist nicht auszuschließen, dass der Effekt auch anders zustande kam. Vielleicht war das klinische Personal ja einfach nur sehr nett zu den Leuten. Sowas kann ja auch beruhigen.

Melisse macht (zumindest Frauen) Lust auf Zweisamkeit

Methodisch interessanter ist dann doch vielleicht die folgende brandaktuelle Studie:
Iranische Wissenschaftler veröffentlichten 20184)https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5958328/ die Ergebnisse einer Doppelblindstudie, die sie mit 89 Frauen (18 bis 50 Jahre alt) durchgeführt hatten, denen gemeinsam war, dass sie ein mangelndes Interesse an Sex empfunden  hatten.

Bei dieser Studie wurde wässriger Extrakt aus getrockneten Blättern verwendet. Die Blätter waren zuvor in Wasser gekocht. Der Extrakt wurde konzentriert und dann in 500 mg-Kapseln gefüllt. Das Placebo wurde aus nur aus Stärke hergestellt.

Die Ergebnisse nach 4 Wochen klingen so verheißungsvoll, dass man vielleicht auch schon wieder Zweifel an der Seriosität anmelden könnte.

So zeigten die Frauen, die tatsächlich den Melissenextrakt erhalten hatten, nach 4 Wochen einen im Vergleich zur Kontrollgruppe starken Anstieg in Punkto sexuellen Verlangens, der Erregung, der Orgasmen, der Befriedigung, der Häufigkeit von Sex. Zudem berichteten die Frau auch eine Abnahme von allfälligen Schmerzen beim Geschlechtsverkehr.

Euphorie

Weniger wissenschaftlich, aber nicht weniger interessant, ist der Bericht eines Teilnehmers in einem Reddit-Forum, der von seinen eigenen Erlebnissen mit der Melisse berichtet. Wenn man sich den Beitrag durchliest, scheint der Berichtende eine besonders starke Affinität zu Benzodiazipinen (Benzos – verschreibungspflichtige Tranquilizer, die im Falle von Dauerkonsum sehr abhängig machen können, mit äußerst schwierigem Entzug). Er bemerkt dazu:

“Alleine verwendet, tritt nach Einnahme eines Tees/Vapes/Tinktur ein sehr seltsames, anregendes und dennoch entspannendes Gefühl ein.” Geistig würde sich das „irgendwo zwischen einem Nikotin- und Koks-Buzz“ anfühlen. Eine „nette, schnelle Euphorie, die etwa 1 – 2 Stunden anhält und aphrodisierend wirkt, was „mit wenigen pharmazeutischen Stimulanzien vergleichbar“ wäre.
Die „Muskeln werden sehr entspannt, als hätten man Benzodiazepine genommen und man wäre nicht im geringsten besorgt. Dieser Effekt dauert viel länger als der anfängliche Ansturm an, so um die 3-4 Stunden”.

Da sich der Mann offensichtlich mit Toleranzen und Süchten auszukennen scheint, empfiehlt er Unterbrechungen in der Einnahme von 2-3 Tagen.

Seine bevorzugte Zubereitungsmethode sind 20-30 (auch nicht gerade wenig) frische Melissenblätter in rund 20 Minuten nicht mehr kochendem Wasser ziehen zu lassen.

Für helle Köpfe

Doch zurück zur Wissenschaft:Bereits 2003 wurde im Magazin „Nature“ (Neuropsychopharmacology)5)https://www.nature.com/articles/1300230 ein Artikel veröffentlicht, der sich ausführlich mit den bereits seit der Antike dokumentierten mentalen Auswirkungen der Zitronenmelisse auseinandersetzte. Dabei wurden verschiedene Wirkstoff-Dosen an 20 Teilnehmern getestet und eine dosisabhängige Verbesserung der kognitiven Leistungen und des Stimmungsbildes festgestellt.

Vielleicht auch gegen Herpes?

Möglicherweise kennen Sie ja Berichte aus Ihrem Bekanntenkreis, dass das Anbringen des ätherischen Öls der Zitronenmelisse die rasche Abheilung von Herpesausbrüchen befördert. Bereits 1999 hat sich in Deutschland eine klinische Doppelblindstudie damit auseinandergesetzt. Dabei wurde ein Minze-Melissen-Balsam hergestellt und an Probanden, die an häufigen Herpesausbrüchen litten, getestet. Im Vergleich zur Placebogruppe wurde eine gute Wirksamkeit am zweiten Tag nach dem Ausbruch der Herpesattacke festgestellt.6)https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0944711399800130?via%3Dihub

Dazu gesellen sich eine Vielzahl anderer Studien, die immer zu ähnlichen Ergebnissen tendieren. 2016 hält daher eine wissenschaftliche Meta-Studie fest:
“Moderne pharmakologische Studien haben inzwischen viele traditionelle Verwendungen von M. officinalis bestätigt. Die Daten haben gezeigt, dass M. officinalis das Potenzial für die Behandlung einer Vielzahl von Erkrankungen hat, insbesondere von Angstzuständen und einigen anderen Erkrankungen des Nervensystems.”

Und da, wie in solchen Fällen üblich, die weitere klinische Erforschung als notwendig erachtet wird, können wir schon gespannt sein, was sich da noch alles tun wird.
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Musik gegen Depressionen

Also so ganz überraschend ist es auch wieder nicht. Dass Musik die Laune hebt, ist ja einer der wesentlichen Gründe, warum der Mensch Musik produziert und konsumiert.
Manche Studien versuchen diesen Zusammenhang auch wissenschaftlich zu hinterlegen.  So zB eine wissenschaftliche Studie aus dem Jahr 1998.1)Music shifts frontal EEG in depressed adolescents.

Das Ziel der Studie war nicht die langfristige Behandlung von Depressionen sondern die Untersuchung der unmittelbaren Stimmungsveränderung. Dabei wurden die Auswirkungen von Musik auf Stimmungszustand und rechte frontale EEG-Aktivierung bei chronisch depressiven Jugendlichen untersucht.

Seit den 1990er Jahren hatte man vermutet, dass positive Stimmungen mit einer größeren relativen Aktivierung des linken frontalen  Stirnlappens verbunden sind und das Vorherrschen negativer Emotionen mit einer größeren relativen frontalen Stirnlappen-Aktivierung assoziiert sind. Darüber hinaus zeigen chronisch depressive Erwachsene zumeist eine stabile frontale EEG-Aktivierung.

In der Studie aus 1999 ließ man vierzehn chronisch depressive junge Frauen 23 Minuten lang Rockmusik hören. Diese Jugendlichen wurden mit einer Kontrollgruppe von chronisch depressiven weiblichen Jugendlichen verglichen, die man aufforderte, sich sowohl körperlich als auch geistig zu entspannen. Bei beiden Gruppen maß man EEG, und im Speichel die Kortisolwerte. Hinsichtlich der Stimmungslage wurden keine Unterschiede festgestellt. Jedoch waren die Kortisolspiegel und die relative Aktivierung der rechten Frontalarterie während und nach der Musikprozedur signifikant abgeschwächt. Im Grunde genommen hatte man also festgestellt, dass sich beim Konsum von Rockmusik physiologische und biochemische Parameter positiv veränderten, obwohl dies den Probandinnen in ihrer Selbstbeschreibung ihrer Emotionen gar nicht aufgefallen war.

Muss wahrscheinlich am konkreten Musik-Album gelegen haben. 😉

Im Grunde genommen sind solche Studien wenig überraschend. Denn das Musik einen Einfluss auf die Psyche hat, wird wohl kaum jemand ernstlich bestreiten. Doch  manche Menschen, die sich lieber von “evidenzbasierten” Studien leiten lassen, könnte es doch als Motivation dienen, ihre seelischen Wehwechen auf einfache Art zu lindern oder zu heilen. Und so gesehen, sind solche Studien doch von gewissem Wert.

Quellenverzeichnis

Magnesium vertreibt Depressionen

Macht ein ausreichender Magnesiumspiegel glücklicher?

Zwischen Magnesiummangel und Depressionen wird schon lange ein Zusammenhang vermutet (und zum Teil auch dokumentiert).
Und dieser Zusammenhang scheint 2017 durch eine neue Studie bestätigt worden zu sein.

US-Forscher der Universität von Vermont baten 126 Personen, die über Depressionen (mild bis moderat) klagten, täglich Magnesium einzunehmen.

Es handelte sich dabei um keine Doppelblindstudie. Sowohl Patienten als auch die Ärzte wussten also, dass Magnesium verabreicht wurde.

Die PatientInnen wiesen ein Durchschnittsalter von 52 Jahren auf und hatten täglich 248 mg reines Magnesium erhalten, dies in Form von täglich 4 Stück 500 mg Magnesiumchlorid – (MgCl2)-Tabletten.  Angeblich wäre es den meisten Patienten bereits nach 2 Wochen deutlich besser  gegangen (signifikante Verminderung von Depressions- und Angstsymptomen in abgefragten standardisierten Fragebögen).

Die Frage, ob sie auch in der Zukunft Magnesium einnehmen würden, beantworteten 68 TeilnehmerInnen (61%) mit ja, 22 (20%) mit vielleicht und 22 (20%) mit nein. Die häufigsten Gründe für eine positive Antwort waren “das Magnesium half meiner Stimmung” (58%) und “es half in anderen Bereichen” (23%), (Erhöhung der Energie, weniger Verstopfung, abnehmende Muskelschmerzen und Krämpfe). Der häufigste Grund für eine negative Antwort war, dass Magnesium nicht helfen würde (46% von den negativen Antworten), gefolgt von Nebenwirkungen (20%). Die häufigste Nebenwirkung war Durchfall, von dem 8 TeilnehmerInnen berichtet hatten.

Die ForscherInnen schlossen, dass die Magnesiumergänzung einen “sicheren, schnellen und kostengünstigen Ansatz zur Bekämpfung depressiver Symptome bietet”. Die meisten Patienten, die Verbesserungen erleben, würden dies innerhalb von zwei Wochen nach Beginn der Supplementierung erfahren.

Schon aus früheren Studien war bekannt, dass bestimmte Antidepressiva eine bessere Wirkung entfalten, wenn der Magnesiumspiegel gut ist.

Aktuelle Studie im Volltext: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5487054/

 

Hilft Ashwagandha beim Restless Legs Syndrom?

Regelmäßige Leser dieses Blogs wissen, dass hier gerne über die Pflanze Ashwagandha berichtet wird.
Ashwagandha (Withania somnifera) findet man vor allem auf dem indischen Subkontinent, aber auch z.B. in Afrika, China, Jemen und Nepal.

Nerventonisierend, beruhigend, anregend, hormonverbessernd etc.etc.. Wühlt man sich durch diverse Internetforen, vor allem im englischsprachigen Raum, findet man zahlreiche Berichte über positive Erfahrungen mit dieser Pflanze.
Und auch die Wissenschaft versucht seit einigen Jahren mit einigen Studien aufzuwarten. Kein Wunder also, dass sich die Pflanze in den letzten Jahren auch zu einem großen Business-Faktor entwickelt hat. Das ging sogar so weit, dass amerikanische Firmen Patente auf die Wirksamkeit der Pflanze anmelden wollten und dies zu einem kleinen Patentrechtsstreit mit Indien geführt hatte.

Was man bei den Wirkungsbeschreibungen  sehr selten findet, ist die Frage, ob Ashwagandha auch beim weit verbreiteten Restless Legs Syndrom helfen kann.
Auf der Produktseite eines Online-Supplemente-Herstellers findet sich dazu ein positiver Erfahrungsbericht einer betroffenen Frau. Damit hier keine Werbung für diverse Shops erfolgt, soll hier auch keine Verlinkung zur Quelle folgen. Ashwagandha-Produkte kann man online ohnedies in Hülle und Fülle bei diversen Händlern kaufen, und in lokalen Reformhäusern oder Alternativ-Läden wird man auch sehr schnell fündig. Im übrigen sollte man, wenn man sich für diese Pflanze interessiert, ohnedies mehrere Anbieter testen. Viele UserInnen berichten, es hätte Ihnen dieses Ashwagandha-Produkt geholfen, aber nicht jenes usw. Egal, jetzt wird doch verlinkt:- aber nicht zu einem Shop (auf dem Link nach Reviewer: “V. J. D., 45-54 Female” suchen, Bericht vom 12.12.2016). Der Link ist nicht direkt abrufbar, mann muss sich durch weitere Unterseiten wühlen, um den Erfahrungsbericht zu finden. Egal, hier ein übersetzter Auszug:

“Ich nehme seit 2 Jahren 1-2 Ashwagandha-Presslinge. Meine Mutter und mein Mann auch. Mit Sicherheit beruhigt es die Nerven. Meine Mutter und ich leiden am RLS, was in der Nacht scheußlich sein kann. Zwei Ashwagandha vor dem Schlafengehen helfen perfekt um die Symptome zu lindern.”

Da Ashwagandha zumeist mit einer entspannenden Wirkung auf die Psyche in Verbindung gebracht wird, und das Restless Legs Syndrom bekanntlich bei Stress, Belastungen etc. gehäuft auftritt, wäre eine Linderung durch Ashwagandha naheliegend. Insbesondere dem reinen Wurzelpulver (also kein Konzentrat!) gehäuft in ein bis zwei Esslöffeln (5g-10g) wird eine sehr entspannende, ausgleichende Wirkung nachgesagt.

Aber wie gesagt: Serlös erforscht ist dazu (zum RLS) noch gar nichts. Und in Foren findet man auch nicht wirklich viel dazu. Vielleicht war der Bericht der Ashwagandha Käuferin auch nur ein Fake? Schwer zu sagen. Aber ausprobieren kann man ja auch mal was. Und vielleicht hilft es auch, nur auf Kuhmilch zu verzichten. Einem Bericht auf Reddit ist zu entnehmen, dass das Weglassen von Kuhmilch einer betroffenen Person Wunder geholfen habe.

WithaniaFruit

Mehr Gemüse und Obst ist gleich besseres Glücksempfinden

Na bitte, da haben wir es jetzt auch wissenschaftlich:

Menschen, die mehr Gemüse und Obst zu sich nehmen, fühlen sich psychisch besser.
Das will zumindest eine neuseeländische Studie herausgefunden haben. Mehr als 400 junge Erwachsene im Alter zwischen 17 und 25 notierten zwei Wochen lang ihre täglichen Essgewohnheiten.Dazu mussten sie dann ihren Pegel für empfundenes Glück, Neugierde, und Kreativität festhalten. Und der war in allen drei Kategorien höher, als an solchen Tagen, wo Gemüse und Obst ernährungsmäßig in den Hintergrund traten.

Natürlich fragt man sich da aber auch, ob da nicht möglicherweise Ursache und Folge umgedreht wurden. Denn es erscheint nicht unplausibel, dass man bei guter Laune einfach mehr Lust auf Äpfel, Birnen und Karotten hat.

Die neuseeländischen Forscher vermuten, dass da nichts vertauscht wurde, aber wer vermag das schon mit Sicherheit sagen zu können?
Jedenfalls scheint es so, dass Obst und Gemüse der guten Laune keinen Abbruch tut, und das ist doch auch schon was. 🙂

Und hier geht es zur Quelle der Studie

Schmerzkiller Ingwer und Kurkuma

Einer Meta-Studie zur Folge haben Ingwer und Kurkuma schmerzstillende Eigenschaften. Ingwergewächsen (Zingiberaceae) werden bereits seit längerem antientzündliche und schmerzlindernde Eigenschaften nachgesagt.
Möglicherweise wird die Wirkung dadurch erzeugt, dass Pflanzen Enzyme blocken, die für die Prostglandin-Erzeugung verantwortlich sind.
Die schmerzstillende Wirkung, ist in höheren Dosen stärker.

Unklar sind eventuelle langfristige Nebenwirkungen. Kurkuma (bzw. dessen Hauptwirkstoff Curcumin) wird ein Gefährdungspotential für Nierensteine und Leberschädigungen bei chronisch hohen Dosen nachgesagt. Auch eine erhöhte Blutungsanfälligkeit könnte bei Dauerkonsum in hohen Dosen möglich sein.

Quelle: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4436156/

Kurkuma und die Seele

Kann man Glück essen? Vielleicht schon, und hier ist nicht von synthetischen Drogen die Rede, sondern von einem unverdächtigen indischen Gewürz.

Der Hype um die Kurkuma-Pflanze währt nun schon seit einigen Jahren und scheint auch durch zahlreiche Studien gerechtfertigt zu sein. Ein Zweig der Kurkuma-Forschung beschäftigt sich auch mit dem psychischen Wohlbefinden, das die Pflanze auszulösen scheint.

Rein farblich ist das keine Überraschung. Kurkuma leuchtet so gelb, dass der Verdacht naheliegen könnte, dass durch die Einnahme vielleicht auch so eine Art innerliches Leuchten entstehen könnte.
Und angeblich legt das auch eine israelische Studie(https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23673908) aus 2013 nahe. Da wurde depressiven Menschen ein paar Wochen lang pro Tag 500 mg Curcumin (jener Bestandteil im Kurkuma, dem die stärkste pharmakologische Wirkung nachgesagt wird) verabreicht und das hätte dann eine ähnliche Wirkung wie chemische Antidepressiva in der Kontrollgruppe gehabt, und das sogar schneller. Und dann gibt es noch jene Studie(https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1002/ptr.502) aus dem Jahr 2014, die noch ein bisschen nachlegt und Curcumin mit dem bekanntesten Antidepressivum Fluoxetin (Prozac) verglich und eine ähnliche Wirkung belegte.

Zusammenfassend stellten die Forscher fest:

“Diese Studie liefert erste klinische Beweise, dass Curcumin als wirksame und sichere Behandlungsmethode bei Patienten mit MDD (Major Depression – schwere Depression ohne gleichzeitige Suizidgedanken oder andere psychotische Störungen eingesetzt werden kann.”

Aber was sind schon Studien? Da gibt es mal solche, mal solche. Persönliche Erfahrungsberichte sind da oft anschaulicher: Hier mal ein älterer Bericht aus einem Forum, in dem jemand berichtet, dass er Curcumin immer erfolgreich wegen seiner Gelenksschmerzen angewendet hätte. Als er dann einmal aus irgendeinem Grund das Curcumin abgesetzt hatte, bemerkte er, dass er eigentlich während der Curcumineinnahme immer depressionsfrei gewesen war und nach dem “Absetzen” des Curcumins wieder die alten (bereits vergessenen) Depressionen in Erscheinung traten. Klingt das nicht ähnlich, wie manch Erfahrung von Menschen, die Antidepressiva verschrieben bekommen?

Geschmacklich ist Kurkuma solala, also eher nicht so toll. Die Inder verwenden es hauptsächlich als Bestandteil im Curry um diesem eine schöne Farbe zu verleihen. Das wirft einen anderen Aspekt auf. Damit die positiven Eigenschaften dieses Gewürzes vom Körper überhaupt verwertet werden kann, sollte man es gemeinsam mit Pfeffer einnehmen. Das soll die Bioverfügbarkeit stark erhöhen.

Ashwagandha für die Coolness

Das nächste Wundermittelchen, das vor allem das Interesse von Angstpatienten und Managern (vielleicht ist das ja dasselbe?) wecken könnte.

Ashwagandha ist ein Pflanze, die unter anderem, aber nicht nur, am indischen Subkontinent – dort wird sie traditionell am häufigsten eingesetzt – gedeiht. Ihre tonisierende und in höheren Dosen vor allem beruhigende Wirkung ist vergleichbar mit der von synthetischen Tranquilizern (Benzos etc.) oder Betablockern; irgendwie scheint die Wirkung dazwischen zu liegen.

Trotz der Effektivität von Ashwagandha wird von Toleranzentwicklungen nur selten berichtet.

Auffällig ist, dass die erhältlichen Ashwagandha-Präparate (zumeist konzentrierte Extrakte der Wurzel oder nicht konzentriertes Pulver aus der Pflanzenwurzel) sich durch deren Wirksamkeit stark unterscheiden. Manche Präparate scheinen überhaupt keine Wirksamkeit (oder sogar eine paradoxe Wirkung) zu entfalten, andere wieder eine sehr stark ausgleichend beruhigende. Offenbar ist Pflanze nicht gleich Pflanze und Anbieter nicht gleich Anbieter. Vielleicht hängt es auch mit den Aufzuchtbedingungen, Sonnenständen etc., oder im Falle von Extrakten mit dem jeweiligen Produktionsverfahren zusammen.

Im Allgemeinen gilt Ashwagandha als sehr sicheres Produkt. Experimentieren mit verschiedenen Präparaten und Mengen kann also durchaus sinnvoll sein (sofern man es sich leisten kann).

Manche User schildern, dass die beste Wirkung bei Einnahme von rund 10 Gramm reinen Wurzelpulvers (also kein Extrakt) im Sinne einer starken Beruhigung zu verspüren ist (ausgehend von rund 85 kg Körpergewicht). Wer keine Feinwaage hat: 10 Gramm sind ungefähr zwei Suppenlöffel, also nicht wenig.  Leider ist der Geschmack nicht übertrieben gut.

Withanolidgehalt berechnen

Wie kann man die wirksamen Inhaltsstoffe der erhältlichen Produkte  berechnen?

Obwohl sich die wirksamen Inhaltsstoffe in allen Teilen der Pflanze finden, beziehen sich die meisten kommerziell verfügbaren Produkte  ausschließlich auf die Wurzel. Die Hauptinhaltsstoffe von Ashwagandha, denen die pharmakologisch adaptogene Wirkung nachgesagt wird, sind die sogenannten Withanolide. Withanolide sind sekundäre Pflanzenstoffe, die vorwiegend in bestimmten Nachtschattengewächsen anzutreffen sind.

Feingemahlenes Wurzelpulver (kein Extrakt) enthält ungefähr 0,2% Withanolide. Bei 10 Gramm Wurzelpulver bedeutet dies ungefähr einen Gehalt von 22 Milligramm Withanoliden, die wirksam werden können.

Bei Extrakten kommt es auf den Extraktionsgrad an.
Wenn zB. eine Extraktkapsel (also nicht ein reines Wurzelpulver) von beispielsweise 450 Milligramm auf beispielsweise 3,5% standardisiert ist, ergibt dies rund 15,5 Milligramm Withanolide.

Aus prinzipiellen Erwägungen mögen manche Menschen vielleicht Extrakte ablehnen und das Pulver der ganzen Wurzel bevorzugen. Manche Anbieter bieten dieses Pulver auch in Kapseln an. Hat man eine Wurzelpulverkapseln  mit 500 Milligramm Wurzelpulver, dann entspricht dies nur einem geringen Anteil an Withanoliden. Bei 0,2% Withanoliden ergibt dies nur rund 1 Milligramm Withanolide pro 500 Milligramm Kapsel, was dem Autor dieser Zeilen bei akutem Bedarf doch sehr wenig erscheint.

Als Faustregel sollte gelten, dass das reine Wurzelpulver in wesentlich höherer Menge konsumiert werden muss, um eine spürbare Wirkung zu erfahren, als standardisierte Extrakte. Dafür hat man aber dann auch wirklich die Gesamtkomponente der Wurzel intus.

Viele User berichten, dass sie nach einigem Ausprobieren diverser Marken und Mengen, endlich Hilfe bei ihren Angstbeschwerden fanden. Nur zum Beispiel hier der Bericht eines Konsumenten, der sich über einen Zetraum von rund eineinhalb Jahren fortsetzt.

Manche Menschen berichten, dass die beste und schnellere Wirksamkeit beim gemeinsamen Konsum mit sonstigem Essen, eintritt.

Patentstreit

Bei Ashwagandha scheint es sich in vielerlei Hinsicht um eine hochwirksame Pflanze zu handeln. Das dürfte vor allem nordamerikanische Unternehmen bewogen haben, Patente auf die Pflanze anzumelden. Zwischen Indien und den USA scheint sich da ein regelrechter Patentstreit abzuspielen. Die Inder argumentieren sinngemäß, dass es ja nicht sein kann, dass amerikanische Firmen Patente auf Naturprodukte anmelden, die eh schon immer da waren und deren Wirksamkeit allgemein zum Teil seit Jahrhunderten bekannt ist.

Ashwagandha (Withania somnifera)

Voraussichtlich werden normale Kräuterchen, heimische wie ganz ferne, die nahe Zukunft in pharmazeutischen Patentkriegen darstellen. Die Pharmazeutische Industrie wird entweder ihre Wirksamkeit runterspielen oder versuchen doch gewinnträchtige Patente zu erlangen. Oder man lässt die Pflanze einfach verbieten, Beispiele gibt es ja genug.

Erwähnt werden könnte da zum Beispiel das absurde Brennesseljaucheverbot in Frankreich. Aber das ist ein anderes Thema.

Egal, ob Verbot oder nicht, Ashwagandha entwickelt sich immer mehr zu einem bedeutenden Businessfaktor in der Supplement- und Pflanzenindustrie. Daher muss man auch nicht unbedingt alles glauben, was über die Pflanze gesagt oder geschrieben wird. Vielleicht erklärt es aber auch die Unterschiede, die der Wirksamkeit verschiedener Anbieter zugeschrieben wird. Gemessen an der geringen Zahl der Anbieter noch vor wenigen Jahren, wird der Markt derzeit von Ashwagandha-Produkten geradezu überschwemmt. Und da sollte es uns nicht wundern, wenn das eine oder andere Produkt, sagen wir mal, nicht so hochwertig hergestellt wird.

Kratom

Kratom ist eine Pflanze, die in sumpfigen Gebieten in Thailand, Bali, Borneo und anderen Regionen ähnlichen Klimas wächst.

Im Süden Thailands war traditionell das Kauen der Blätter verbreitet. Dies hat in geringeren Dosen eine  anregende Wirkung (angeblich fallen körperliche Arbeiten bei Einnahme von Kratom viel leichter). In höheren Dosen wirkt es stark beruhigend,  antidepressiv und analgetisch.

Über Nebenwirkungen und Suchtpotential gibt es wenig wissenschaftliche Studien. Dies unter anderem auch deshalb, weil die Pflanze in Thailand offiziell verboten ist. Es gibt Wissenschaftler, die dies stark kritisieren, da die Pflanze eventuell auch geeignet wäre, positiv eingesetzt zu werden. Das Kratomverbot geht auf einen Wirtschaftsstreit aus den 1940er Jahren zurück. Durch das Kratom entgingen den Behörden angeblich die Einnahmen aus den Opium-Steuern. Das sagt vielleicht auch etwas über die Wirkung der Blätter aus. Verschiedentlich wird Kratom auch als Opioid betrachtet.

Einige User berichten in Internetforen, dass die Toleranzentwicklung relativ rasch eintritt, man also die Einnahmemenge bei regelmäßigen Konsum erhöhen müsse. Manche berichten von sehr unangenehmen Erfahrungen eines Entzugs. Zumeist treten offenbar diese Entzugserscheinungen auf, wenn Kratom täglich in hohen Dosen konsumiert wird. Andererseits ist auch festzustellen, dass Kratom offenbar vielen Leuten geholfen hat, deren Alkoholkrankheit zu behandeln. Stellvertretend sei hier auf diese Diskussion verwiesen.

Kratom kann gekaut werden, oder als Blattpulver in heißen oder kalten Getränken getrunken werden. Eine Wirkung ist in der Regel ab einer Dosis von 5 bis 10 Gramm (wohl je nach Körpergewicht), in ein Getränk gerührt, verspürbar. Die Wirkung wird in höheren Dosen als beruhigend und stimmungsaufhellend beschrieben, ähnlich einem Opiat.

In Thailand ist der Mischkonsum mit diversen anderen Mittelchen (u.a. Aufputschmitteln) u.a. mit Insektiziden(!), Codein, und Cola bei Touristen verbreitet. Die Einheimischen sind vermutlich klüger und interessieren sich nicht dafür. Vor wenigen Jahren kam es zu Todesfällen zweier australischer Touristinnen.

Kratomtree